Ausstellungsansicht Kunsthaus Uri. 2019
«ZOOM», je 100 x 150 cm Acryl auf Baumwolle
«KONTEXT»,
30 teilig, Scherenschnitt, Papier bedruckt
Bauhaus
53 teiliges Bild, Acryl auf Leinwand, 2015
Die Arbeit „Bauhaus“ besteht aus 53 meist monochromen Einzelteilen,
in verschieden Formaten. Es sind mit Leinwand überzogene Keilrahmen,
mit Acrylfarbe bemalt. Diese unterschiedlichen Formate, bilden
zusammengesetzt ein Haus. Ein Normhaus, ein 08/15 Haus. Assoziativ
ist auch eine Verbindung mit einem Spielhaus gedacht, diese
Plastikdinger, die in den kleinen Gärten vor den kleinen Häusern
meist ungebraucht herumstehen.
Die Interpretationen dieser Arbeit können viele sein. Für mich ist
es wichtig, dass das Haus zusammengesetzt ist. Die Einzelteile
müssen zusammengebaut werden, Teil um Teil. Es liegt ein Raster
zugrunde. Teil zu Teil, bis das Haus und die Umgebung gebaut sind.
Fehlt eines dieser Teile, ist das Gebilde und somit auch das Bild
nicht komplett, kommt das Gebäude ins Wanken, wirkt verletzt und
ruft nach Reparatur.
Linoldruck
Archegonien
Durch die Blume, Acryl auf Holz, Museum Bruder Klaus, 2014
Adriana Stadlers aktuelle Bilder entstehen in einem
Schablonierverfahren, das sie in den letzten Jahren anwendet und für
ihren Beitrag zur Ausstellung verfeinert. In der
Scherenschnitttechnik erstellt sie Folien, deren Motive von Pflanzen
und Blüten ausgehen. Diese legt sie auf den Bildträger und bringt
mit Rollern und Schwämmen Acrylfarbe auf. Durch das Wenden und
Verschieben der Folien entstehen Tafeln mit ornamentalem Charakter.
Durch den Einsatz verschiedener Folien im gleichen Bild wird die
Komplexität der Bilder noch gesteigert. In der installativen
Anordnung im Raum entsteht der Eindruck eines „hängenden“ Gartens
mit üppiger Vegetation. Adriana Stadler setzt den Rapport ein und
unterläuft ihn auch. Sie arbeitet mit Ordnung und Abweichung. Diese
Spannung führt zu Untersuchungen von Bildstrukturen mit
überraschenden Resultaten. Die Künstlerin wagt auf der Basis ihrer
langjährigen Arbeiten zum Thema einen nächsten Schritt der
Verdichtung – sie schafft Ikonen für Wachstum, für Leben.
Urs Sibler, 2014
Synchron
Malerei, 15 teilig, Acryl auf Büttenpapier, Galerie Adrian Bleisch, Arbon, 2016
Haus
Serie 'Haus', Acryl auf Leinwand, 57 x 65 cm
Potiche
Die Bilder lebendig halten
Schablonen und Scherenschnittfolien: Adriana Stadler verwendet für
ihre Malerei Hilfsmittel, wie sie die Technik des
Reproduktionsdrucks kennt. Sie füllt Flächen und Formen mit
Ornamentmustern aus sich überlagernden und überschneidenden Kreisen,
setzt Raster aus Dreiecken, Rauten, Parallelogrammen.
Hell-Dunkel-Kontraste aus Blau und Orange, aus Gelb und Braun lassen
die Ornamente hervortreten. Unregelmässigkeiten der aus freier Hand
geschnittenen Folien, kleine Verschiebungen bei mehrfachen
Farbschichten durchbrechen die starre Regel und machen das Verfahren
in der Abweichung sichtbar.
Die Konturform eines Hauses, die Schemen eines Fuchses oder einer
eingetopften Blütenpflanze, der Umriss einer Vase, angefüllt mit
einem mehrfach verschobenen Kreismuster, darüber der Schattenriss
eines Gesträuchs, das skizzenhafte Bild eines Zierfisches zeigen die
neuen Bilder von Adriana Stadler in lichten, kontrastreich
leuchtenden Farben. Es sind keine wirklichkeitsnahen Bilder. Es sind
Assemblagen von Wirklichkeitselementen, oft belastet von
Klischeevorstellungen und selbst als Klischee verwendet, als
Bildmuster, das nicht das Bild selber gibt, sondern die Vorstellung
und die Erinnerung an oft Gesehenes. Bilder, das wird hier deutlich,
haben ihre eigene Wirklichkeit. Sie sind Einladungen an die
Wahrnehmung, Aufforderungen, das Vorstellungsvermögen in Gang zu
setzen.
Adriana Stadler zeigt in ihren Bildern das Zugleich von Freiheit und
regelhafter Ordnung. Die freie Gruppierung der Bildelemente, die
willkürliche Setzung von Farben trifft auf Raster und Ornamente, die
klare Konturlinie auf versetzte Umriss-Schatten. Ein dichtes
Liniengeflecht wird überlagert von kreisrunden Bildausschnitten, auf
denen in verwischt realistischer Abbildung ein Haus mit Vorbau und
Terrasse, ein Pinguin gemalt sind: Ausschnitte aus einer wirklichen
Welt jenseits der Bilder, als Reprisen auf einen Bildgrund aus
freien Linien- und Farbrhythmen aufgesetzt.
Repetition und Reproduktion sind Grundbewegungen in diesen Bildern.
Das rückt sie in die Nähe von Drucken, von frühen Arbeiten Andy
Warhols. Doch Adriana Stadler, die auf grossem Format mit Schablonen
und geschnittenen Folien malt, zitiert hier nicht Siebdruck oder
Pop-Art. Sie macht sich die Verfahren zueigen, um das plane Abbild
zu durchbrechen, um in der Wiederholung die Repetition augenfällig
und also durchschaubar zu machen. Repetition kann ein Hilfsmittel
sein, die Wahrnehmung zu betäuben. Bei Adriana Stadler ist es das
Gegenteil: wie sie Repetition und Raster in ihre Bilder einbringt,
werden sie zum Medium, die Bilderwartung zu unterlaufen, die
Wahrnehmung zu schärfen.
Die Ornamente und Bildschemen, die Raster und Schichten durchbrechen
die Oberfläche. Sie führen in die Bildtiefen hinein, öffnen
Bildräume. Das verbindet die Malerei mit den installativen Arbeiten
von Adriana Stadler. Ihre Vorstellungswelt hat mehr als zwei
Dimensionen, Bilder sind für sie räumliche Abstraktionen, die betont
und andauernd daran erinnern, dass sie dies sind. Die
Raumzuordnungen sind dabei so instabil und offen, wie die
Bedeutungsschichten. Die Malerei dieser Künstlerin öffnet vielfach
verzweigte Sinnräume, wie sie komplexe räumliche Strukturen
anbieten. Einfache Zeichen wie Haus und Tier treffen auf Pflanzen,
die geometrischen Ornamentformen lassen sich als organische
Symmetrien sehen und knüpfen so am Lebendigen an, wie die zum Schema
reduzierten Symbole die Erinnerung an Gelebtes und Gefühltes wecken.
Aus Reproduktion und Repetition gewinnt Adriana Stadler in ihrer
Malerei einen gültigen Ausdruck für ihre Sehnsucht, Bilder lebendig
zu halten, die Kunst als eine andere Wirklichkeit dem Wirklichen und
der Natur anzunähern und aus der Fläche in vielfach gestaffelte,
komplex gefügte Bildräume aufzubrechen.
Urs Bugmann
Sektionen
blauer Berg, Waldmatt, Nordschiff, Landhaus, Acryl auf Leinwand, 100 cm x 100 cm
Scherenschnitte
Scherenschnitt auf bedrucktem Papier 70x100 cm (Serie seit 2000 )